Hamburgische Stadtgeschichte

1200 Jahre Stadtgeschichte

Die Anfänge des heutigen Stadtstaats Hamburg gehen auf das 8. Jahrhundert zurück, doch bereits nochmal 1200 Jahre vorher, im 4. Jahrhundert, gab es

feste Behausungen. Vom 4. – 6. Jahrhundert vor Christus siedelten sich Sachsen im heutigen nordelbischen Raum an. Im 8. Jahrhundert nach Chr. schließlich entstand die Hammaburg, in der Karl der Große eine Taufkirche errichten ließ, um den heidnischen Norden zu missionieren, wie bei Wikipedia zu lesen ist. Im 12. Jahrhundert nach Chr. wurde die Handels- und Marktsiedlung am westlichen Alsterufer gegründet, der angeblich 1189 durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa das Hafenrecht verliehen wurde.

Das Brauhaus der Hanse entsteht

Es entstanden 600 Brauereien und das Handelszentrum wurde zum „Brauhaus der Hanse“. 1558 wurde die Hamburger Börse als eine der ersten Deutschlands eröffnet, 1678 die erste deutsche Oper. Heute ist Hamburg die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die größte Stadt Europas, die keine Hauptstadt ist. Zwischen den Zeiten als „Brauhaus der Hanse“ und Weltmetropole liegen u.a. der große Hamburger Brand 1842, die Choleraepidemie 1892, die Zerstörung der jüdischen Gemeinde, die Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg, die Sturmflut 1962, die Bühnen auf St. Pauli als Sprungbrett für bedeutende Künstler, die wohl bekannteste Band, die sich ihre musikalischen Sporen in hanseatischen Clubs verdienten sind die Beatles, die Auseinandersetzungen um die Hausbesetzungen in der Hafenstraße, die Besetzung der Roten Flora, dass älteste besetzt Gebäude der Stadt und die Ausschreitungen bei den Protesten gegen den G-20-Gipfel im Juli 2017.

Von der Hammaburg zur Weltmetropole

All dies – fast alles jedenfalls, z. B. die Chaostage im Juli 2017 werden nicht erwähnt, sie sind ja auch noch nicht Geschichte im herkömmlichen Sinne, denn immer noch sind Politik und Justiz mit der Aufarbeitung beschäftigt – findet sich in den thematisch geordneten Ausstellungen im Museum für Hamburgische Geschichte wieder:

Das von Fritz Schumacher konzipierte und 1922 eröffnete Museumsgebäude präsentiert, direkt an der Parkanlage Planten un Blomen gelegen, die facettenreiche Entwicklungsgeschichte der Stadt Hamburg von ihren Anfängen um 800 bis zur Gegenwart und zählt heute zu den größten stadthistorischen Museen Europas. Die in weit mehr als einem Jahrhundert ständig gewachsene Sammlung umfasst kulturgeschichtliche Objekte, Grafiken, Gemälde, Schiffs- und topografische Modelle, Möbel, Textilien und Münzen. Darüber hinaus stellen Wirtschafts-, Technik-, Sozial- und Verkehrsgeschichte, Bauen und Wohnen, Theater, Mode und Kulturgeschichte sowie das jüdische Leben in Hamburg wichtige Sammelgebiete dieses Museums dar, dessen Angebot sich an
Das bild zeigt eine Miniaturnachbildung des Bahnhofs Harburg

Hamburger und Besucher der Stadt gleichermaßen wendet, ist auf der Webseite des Museums zu lesen. Oder anders ausgedrückt: Von den Anfängen der Hammaburg bis zum pulsierenden Kulturkiez, von der Bauernkate zur Elbphilharmonie, von der Robe bis zum Petticoat, vom Nierentisch in der guten Stube bis zum Hochbett im WG-Zimmer, wird allerhand geboten. Ein Highlight unter den Dauerausstellungen ist die Miniatur-Eisenbahn, die täglich mehrfach in Betrieb gesetzt wird.

Jüdisches Leben wird wieder lebendig – leider nur en miniture

Breiten Raum nimmt die Geschichte des Judentums ein. Seit den 1580er Jahren ließen sie sich zunächst Jüdinnen und Juden im Hamburger Umland nieder, ganz sicher in Altona seit 1611, in Wandsbek seit 1621 und in Harburg seit 1610. Das waren sogenannte Aschkenasen, so wurden seit dem Mittelalter Jüdinnen und Juden bezeichnet, die in Nordfrankreich, Deutschland und Osteuropa lebten. Später, seit Ende des 16. Jahrhunderts, siedelten sich auch Sepharden an, Jüdinnen und Juden, die auf der iberischen Halbinsel lebten, Ende des 15. Jahrhunderts nach Portugal flohen und dort im Rahmen der Inquisition vertrieben wurden. Es entstand blühendes jüdisches Leben, das vielfach nur noch in den Hallen von Museen existiert, u. a. im Museum für Hamburgische Geschichte. So zum Beispiel die Synagoge am Bornplatz, die 1906 am Grindel eingeweiht, 1938 verwüstet und 1939 abgerissen wurde. Heute erinnert nur noch eine Inschrift am Bornplatz daran – und die Miniaturnachbildung aus Holz im Museum am Holstentor.

Die Synagoge wurde Opfer der dunkelsten Zeit des Judentums, das dunkelste Kapitel der Menschheitsgeschichte, in das die Museumsgäste durch eine kleine Ritze in einer Wand schauen können: Dahinter sind die Namen der von deutschen Faschisten errichteten Vernichtungslager im In- und Ausland sichtbar. Dorthin wurden jüdische Menschen auch aus Hamburg deportiert. Im Jahr 1930 lebten mehr als 10 Mio. jüdische Menschen in Europa, etwa eine halbe Million in Deutschland und fast 21.000 in Hamburg, am 6. März 1997 waren es noch 2.900. Direkt nach dem Krieg waren es noch weitaus weniger, denn nach und nach siedelten sich wieder jüdische Familien in Hamburg an und es entstand wieder jüdisches Leben.

De Jung mit´n Tüdelband

Zu den wohl bekanntesten Hamburger Juden gehören die Gebrüder Wolf, eigentlich Isaac, die als Film- und vor allem Varietéstars Karriere machten. Sie betrieben u.a. ein Varieté-Theater am Besenbinderhof. Wie so viele Juden Anfang des 20. Jahrhunderts waren auch die Wolfe glühende Patrioten und begeisterte Kriegsanhänger. Das spiegelte sich auch in ihren Stücken wider, an eines, „Hamburg im Krieg“, wird in der Ausstellung im Museum erinnert. Sie feierten auch internationale Erfolge und hätten vermutlich die gedacht, dass sie später auf der Flucht vor ihrem geleibten Vaterland, bzw. den dort herrschenden politischen Verhältnissen und fanatischen Antisemiten sein würden. Leopold gelang die Flucht über Shanghai, seine Wege führten ihn in die USA, in San Francisco ließ er sich nieder und gründete eine Familie. Der inzwischen verstorbene Dokumentarfilmer Jens Huckeriede spürte dort seinen Urnekel Dan Wolf auf, der die Musikalität seines Urgroßvaters geerbt und sich einen Namen als Rapper gemacht hat. Jens Huckeriede lud den jungen Amerikaner nach Hamburg ein, der hier eine interessante Entdeckung machte: Zwar war der Name Gebrüder Wolf über die Jahrzehnte aus dem öffentlichen Gedächtnis der Hansestadt verloren gegangen, aber die umtriebigen Künstler haben ein kulturelles Erbe hinterlassen, sozusagen die heimliche Hymne Hamburgs, nämlich das Lied „Een echt Hamborger Jung!“ mit der berühmten Liedzeile „An de Eck steiht ´n Jung mit´n Tüdelband“, das in Hamburg wirklich jeder kennt.

Doch das ahnte Dan Wolf nicht, und stellte erstaunt fest: „Es war unfassbar: Ich ging durch die Straßen Hamburgs und rappte diesen Song vor mich hin. Überall blieben die Leute stehen und fingen an mitzusingen. Ich hatte ja keine Ahnung, wie berühmt dieses Lied ist.“ Und die Menschen hatten vermutlich keine Ahnung, wer der junge Mann war, geschweige denn sein berühmter Urgroßvater. Dass dieses Wissen – und vieles mehr – nicht völlig verloren geht, dazu trägt das Museum für Hamburgische Geschichte auf anschauliche und unterhaltsame Weise bei.

Barrierefreiheit:

Mit der Barrierefreiheit und dem Museum verhält es sich wie mit Radio Eriwan: im Prinzip ja, aber …

Grundsätzlich ist das Museum barrierefrei, dafür sorgen Rampen und Fahrstühle. Doch leider können die Fahrstühle nur mit Unterstützung des Personals bedient werden. Die Eingangstür des Museums öffnet nicht automatisch, Menschen, die diese nicht eigenständig öffnen können, können eine Klingel betätigen. Am Empfang kann der Bedarf nach Unterstützung beim Betrieb der Fahrstühle angemeldet werden. Auf den einzelnen Etagen sind die verschiedenen Bereiche durch Türen voneinander getrennt; keine davon öffnet sich automatisch. Allerdings sind auf allen Ebenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Museums im Einsatz, die gern angesprochen werden können. Eine völlig eigenständige Erkundung des Museums ist so leider nicht möglich.

Unterstützung für Menschen mit Seh- oder Hörbeeinträchtigungen gibt es im Museum direkt nicht. Der Museumsdienst bietet für die Dauerausstellungen und Sonderausstellungen verschiedene Führungen in Deutscher Gebärdensprache sowie Führung mit Mikrolinksender an; wie auch ein Angebot für Demenzkranke.

Toiletten: Die Toiletten befinden sich im Keller, dahin führt eine Treppe. Das Behinderten-WC ist nur per Fahrstuhl erreichbar, der von einem Museumsmitarbeiter bedient werden muss.

Text und Fotos: Birgit Gärtner

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